Linux Mint: Manchmal sind es nur Kleinigkeiten
Im September habe ich geschrieben, dass Lubuntu mein Lieblingsubuntuderivat ist. Dies hat sich zugunsten von Linux Mint geändert.
Seit etwa dem 27.November 2011 bin ich Feuer und Flamme für Linux Mint. Bis zu diesem Zeitpunkt war bei mir Lubuntu im Einsatz, welches mir gute Dienste geleistet hat. Was ich besonders geschätzt habe, waren der sparsame Ressourcenumgang und die Arbeitsgeschwindigkeit. Nicht gefallen hat mir die Instabilität von lxpanel und PCManFM. Der Dateibrowser PCManFM war äußerst schnell, allerdings hat es mich immer geärgert, wenn er beim Verschieben der Desktopicons den Geist aufgab. Ihn hatte ich relativ schnell durch den altbewährten Nautilus ersetzt. Die meisten anderen LXDE-eigenen Anwendungen habe ich im Laufe der Zeit wieder durch ihre Gnomependants ersetzt.
Gnome kam wieder durch
Als ich Linux Mint 12 ausprobierte, welches ein aussehenstechnisch
angepasstes Gnome3 einsetzt, ist mir sofort die Fensterleiste
aufgefallen. Diese habe ich bei meinen bisherigen Gnome3-Tests immer so
stark vermisst, dass ich es nahezu direkt als nichtbenutzbar abstempelte
und mich abwandte. Nach genauem Hinsehen stellte ich fest, dass das
Gnome3 von den Entwicklern von Linux Mint mit diversen Extensions
angepasst wurde, welche sich problemlos im laufenden Betrieb an- und
abschalten lassen. Das Menü, welches Ihr auf dem Bild in aufgeklappter
Form seht, finde ich nicht so hübsch. Alle Fenster, Anwendungen,
Arbeitsflächen usw. sind meines Erachtens gut über den Knopf oben rechts
erreichbar. Besonders gelungen finde ich das Iconset, welches ich als
einziges nicht verändert habe.
Das Benachrichtigungssystem in der Mitte des unteren Bildrandes
finde ich sehr schön unauffällig, da sich die Hauptbedienelemente bei
Gnome3 beim Arbeiten oben befinden. Lediglich in der Aktivitätenansicht
wird man auf dem ersten Blick mit Knöpfen überhäuft. Links gibts die
Favoriten und rechts die Arbeitsflächen. Unten rechts gibts noch nicht
bearbeitete Nachrichten und z.B. Wechseldatenträger. In der Mitte sind
Anwendungen verschieden kategorisiert zu finden.
Anpassungen
Diese Extensions sind recht schnell mit JavaScript und CSS erstellbar und können auf einer Gnome-Plattform veröffentlicht und direkt durch einen Klick im Browser installiert werden. Diese ganze Funktionalität arbeitet für ihren Alphastatus schon beeindruckend gut. Vorsicht ist bei dieser Ecke stets geboten, da diese Extensions so weit ich weiß Vollrechte haben. Ein Keylogger lässt sich da sicherlich perfekt verstecken. Das API ist umfangreich und man kann alle Ecken prima erreichen. Auch ich habe mich gestern mal an einer Extension versucht und so schwierig fand ich es nicht.
Den Theme von Linux Mint finde ich zwar gelungen, aber mir hat
schon immer der originale Gnome3-Look mit dem blauen Hintergrund
gefallen. Ich finde das sehr beruhigend und die Infos der schwarzen
oberen Leiste sind wegen des stärkeren Kontrasts besser lesbar.
Möglichkeiten
Die Systemeinstellungen sind wunderbar zusammengefasst und äußerst übersichtlich. Die Backupanwendung Deja-Dup, welche in jedem Ubuntu nachinstalliert werden kann, bietet eine komfortable Möglichkeit, automatisiert Backups des Systems anzufertigen. Wenn Ihr diesbezüglich ein schlechtes Gewissen habt, solltet Ihr das mal ausprobieren.
Standardmäßig ist bei Linux Mint 12 Gnome-Zeitgeist aktiviert,
welche sämtliche Nutzeraktivitäten loggt und bei Bedarf einsehbar macht.
Rein prinzipiell kann man nachschauen, was man letzten Mittwoch um
15:30 Uhr für einen Musiktitel gehört hat. Es ist praktisch ein kleiner
Überwachungsstaat auf dem eigenen Rechner. Ich habe diese Funktion
deaktiviert, da ich meine Dateien, Musiktitel usw. nicht so sehr
überwachen möchte. Wenn man schließlich seine Dateien gut behandelt,
behandeln sie einen auch gut. Für andere Leute mag das sicherlich
sinnvoll sein. Bemerkenswert finde ich die extrem einfache
Deinstallation der Überwachung. Einfach die Zeitgeistpakete entfernen
und fertig. Keine Anwendung ist mir unter die Augen gekommen, welche
diesen Dienst zum Funktionieren braucht. Ich bin offenbar von KDE
geschädigt worden, weil dort zumindest in der Version 4.7 ohne Akonadi
und Nepomuk nichts wirklich funktioniert.
Debian Edition
Von Linux Mint gibt es auch eine Debian Edition. Diese basiert auf dem Testing-Zweig von Debian und nicht auf Ubuntu. Dies wird als Rolling Release betrieben, was bedeutet, das man durch die Updates stets ein aktuelles System hat und keine Upgrades durchführen braucht. Auch dieses habe ich einmal auf meinem Testlaptop installiert. Alleine der Punkt, dass es den S3-Standby nicht Out of the box hinbekommen hat, fand ich erschreckend. Das Laptop habe ich mir zu meinem Studiumsbeginn gekauft und es ist meines Erachtens schon so sehr in die Jahre gekommen, dass ich das einfach erwarten kann. Das von Linux Mint eingesetzte Gnome-Panel für Fensterleiste, Anwendungsmenü, Benachrichtigungsfeld usw. hatte öfters Darstellungsfehler.
Fazit
Als ich Lubuntu einsetzte war ich der Meinung, dass Arbeitsflächeneffekte überflüssig seien. Die bei Gnome3 eingesetzten finde ich nach ein bisschen Eingewöhnung nun richtig klasse. Tja, wenn man sich wirklich an etwas gewöhnen möchte und im Kopf nicht "die Rolladen runterlässt", kommt man mit fast allem zurecht.
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