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Mod: Angelcare Classic XL

Auf das Thema Nachwuchs haben sich eine Menge Industriezweige eingeschossen, um Eltern das Geld aus der Tasche zu ziehen. Beim Windeleimer fängt es an.

Es gibt eine große Anzahl vorgefertigter Lösungen, von der mich keine als Ganzes überzeugt. Es gibt immer etwas, was man Nachkaufen muss und es wird alles erheblich mehr als bei üblichem Marketing mit fadenscheinigen Alleinstellungsmerkmalen versehen.

Grundsätzlich ist es für mich neu gewesen, Fäkalien - wenn auch zeitlich begrenzt - in der Wohnung zwischenzulagern. Obwohl ich ein großer Fan des Youtube-Channels draingo1 bin, hat mich dieses Thema im Vorfeld sehr beschäftigt, um es so komfortorientiert wie möglich zu gestalten.

Motivation

2370 in der Totale - geschlossen.jpgIch bin über den Angelcare Classic XL (2370) für rund 10€ gestolpert und habe mir gedacht, dass es sicher einfache Wege gibt, die Primärfunktion ohne ständiges Nachkaufen von Kartuschen für ca. 7€ das Stück nutzen zu können. Mit einer Kartusche kann man den 2370 vier Mal laden. Alleine das Plastik der Kartuschen ist unnötige Ressourcenverschwendung. Es reicht mir der Umweltschaden der Einwegwindeln.

2370 Hersteller der KartuscheLustig ist der Name, den sich die Firma auf der Kartusche gegeben hat. Tja, da ist der Name perfekt gewählt und ich habe auch herausgefunden, dass sie eine ähnliche Produktserie als Katzenklokotzwischenlager vermarkten. :-D

Modifikation

Sobald man die eine mitgelieferte Kartusche leergefahren hat, baut man den Beutelabschneider im Inneren des 2370 aus, da dieser nun nicht mehr gebraucht wird und potenziell im Weg ist, insofern man nicht plant Endlosbeutel zu nutzen. Am besten ist es natürlich, wenn man ihn beim initialen Zusammenbau garnicht erst installiert hat. Man kann ihn am einfachsten entfernen, indem man den Scharnierstift, welcher beide Eimerhälften verbindet, kurzzeitig halb herauszieht.

2370 entladenDie leere Kartusche entnimmt man dem 2370 und wärmt schon einmal die Heißklebepistole an. Man merkt spätestens jetzt, wenn man sich das Teil genau anschaut, dass es strukturell so ausgelegt ist, dass es die vier Ladevorgänge gerade so überlebt, bevor Teile abbrechen. Von der Unterseite betrachtet sieht man eine Falz, an welcher der innere Ring und das äußere Beutelreservoir zusammengeklipst und minimal geschweißt ist. Das bekommt man ohne Werkzeug mit Fingerspitzengefühl problemlos auf. Falls der Hersteller seine Pressschweißmaschine zwischenzeitlich rekonfiguriert hat, dann schneidet man es mit einer kleinen Trennscheibe einfach auf.

2370 Kartusche modifiziert von obenBesonders der innere Ring, an welchem der Beutel anliegt, sieht über die Zeit einigen mechanischen Stress und um ihn zu verstärken, bietet es sich an, die Löcher am inneren Ring von unten mit Malerkreppband zur verschließen und eine Schicht Heißkleber rundherum zu verteilen. Sobald das trocken ist, entfernt man das Kreppband und wiederholt die Prozedur von unten. Sollte eure Kartusche am oberen Rand des inneren Rings, an dem der Beutel vorbeigeführt wird, scharfe Kanten haben, dann schleift sie einfach mit etwas feinem Sandpapier ab.

2370 Kartusche modifiziert von untenSteckt beide Hälften wieder zusammen. Verklebt sie mit Heißkleber insofern man nicht plant, Endlosbeutel zu nutzen.

Ihr werdet merken, dass die Kartusche nun einen erheblich vertrauenserweckenderen Eindruck an den relevanten Stellen macht.

Beutelwahl

Grundsätzlich hat man die Wahl zwischen Endlos- und konventionellen Plastikbeuteln. Es gibt Anbieter, die sich darauf spezialisiert haben, am Nachkaufwahnsinn teilzuhaben und umweltfreundlichere Lösungen bereitstellen, die minimalen Mehraufwand mit sich bringen.

Ich kann zu den Endlosbeuteln nichts weiter sagen, da ich mich für den konventionellen Weg entschieden habe.

Ich empfehle, dass man Beutel mit etwa 70 Litern Fassungsvermögen wählt, die höher als breit geschnitten sind. Der innere Klappenmechanismus des 2370 bedarf etwas Zusatzbeutelmaterial, deswegen die großzügige Dimensionierung. Für Stillstuhl empfehle ich Beutel aus HDPE mit einer Stärke von mindestens 10 µm. Für alles, was danach kommt, sollten es 15 µm oder mehr sein. Ich selbst nutze aktuell AG-264 mit 9 µm. Die funktionieren gut, wenn man nicht stopft, sobald der 2370 voll ist. LDPE-Beutel sollten über 20 µm haben, falls man sich für sowas entscheidet.

Ich habe diesbezüglich viel getestet und alles, was der Spezifikation eines Gelben Sacks nahe kommt, ist gut genug.

Nutzung

2370 geladen mit konventionellem BeutelUm den 2370 nun zu laden, entfaltet man den Beutel vollständig, zieht ihn in die Länge und führt ihn bei geschlossenem Eimer durch die Klappe, sodass noch etwa 10 cm Beutel an jeder Kante sichtbar sind. Nehmt einen stumpfen schmalen Gegenstand und drückt den Beutelüberstand von oben in das Beutelreservoir der Kartusche. Nehmt ein Gummi und fixiert die Geschichte. Bei mir hat sich hierfür ein abgebrochener Schaschlikspieß und ein ausgemustertes Stirnband, dass ich mit einer Schlaufe versehen habe, bewährt.

Zum Entladen entfernt ihr das Gummi, holt den Beutelüberstand aus dem Reservior und öffnet den Eimer. Nehmt die Beutelöffnung nicht allzu fest in die eine Hand und komprimiert den Beutelinhalt in das untere Eimerteil mit der anderen Hand, sodass die Luft entweicht, um Kapazität der schwarzen Tonne zu sparen. Verschließt den Beutel mit einem Knoten.

Ich habe letztendlich immer einen monolithisch anmutenden Würfel von etwa 30 cm Kantenlänge.

Fazit

Alles, was häufig genutzt wird, sollte so wenig wie möglich im Weg sein, um den Frustfaktor von unnötig empfundener repetitiver Arbeit zu minimieren. Mit meinem Lösungsansatz habe ich meines Erachtens einen guten Weg gefunden, nicht mehr an die Firma gebunden zu sein, die versucht aus Scheiße Geld zu machen. Nebenbei habe ich Müll ohne Komfortverlust reduziert.

Ich hoffe, dass diese Erkenntnisse jemand anderem Zeit sparen, die anderswo sicherlich besser investiert ist. :-)

Nachbau

Falls ihr überlegt, die Kartuschen robust und wiederverschließbar nachzubauen und zu vertreiben, dann vergesst es besser schnell wieder. Obwohl es mir technologisch unerklärlich ist, hat die Firma es wie auch immer geschafft, das Design in den Vereinigten Staaten, Japan und China zu patentieren.

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